Die Singularität ist nah?!
Mit Jaroslav Bláha, Co-Founder und CEO des Hamburger Start-Ups CellmatiQ, wurde für den 20. Mai ein mitreißender Redner zum Thema KI in der Medizin geladen. Bláha lieferte einen Einblick in die mathematischen Grundlagen von Machine und Deep Learning sowie neuronale Netze. CellmatiQ arbeitet an KI-basierter Analyse von Röntgenbildern, die derzeit speziell in der Kieferorthopädie eingesetzt wird. Die KI erkennt für das menschliche Auge unsichtbare Kontrastunterschiede auf den Röntgenbildern - KI als computergestützte Assistenz für Ärzte.
„KI ist die Zukunft.“Jaroslav Bláha
Allerdings lähme die skeptische Einstellung der EU der KI gegenüber Innovationen, sodass es im Vergleich zu anderen Ländern kaum deutsche Start-Ups im Bereich Medizin-KI gäbe. Politische Hürden bei der Zulassung von marktreifen KI-Medizinprodukten führten zu Abwanderung. Zukünftige Einsatzmöglichkeiten von KI im Bereich Health Care sind vielgestaltig – Selbstdiagnose per Smartphone bei Glaukomen, Früherkennung von Metastasen durch KI-Bildanalyse bis hin zu Pflegerobotern. Bláha ließ auch die ethischen Bedenken hinsichtlich der KI nicht unerwähnt. Personalisierte Therapien durch KI-Analyse der DNA bergen das Risiko der Vorverurteilung. Deep Fakes durch Einsatz von KI werden immer realistischer.
„Die EU schießt sich aus dem Markt heraus.“Jaroslav Bláha
„KI ist 80% Daten.“Jaroslav Bláha
Nach Bláha ist die KI den Kinderschuhen entwachsen, sieht sich aber großen Herausforderungen gegenüber. Bei selbstlernenden Systemen ist die Datenqualität von existenzieller Bedeutung. Die KI kämpft mit „Vorurteilen“ (Bias) in den Datenbeständen. Gefilterte Daten und Manipulation der Modelle beeinflussen das maschinelle Lernen. Ferner sei es schwer, an geeignetes medizinisches Datenmaterial zu kommen. Selten lieferten die „Survivor“ das interessantere Datenmaterial.
Als Singularität bezeichnen die KI-Experten die Grenze, ab der KI nicht mehr vom Menschen zu unterscheiden ist. Nach Bláha ist damit nicht vor 2050 zu rechnen. Große Herausforderungen liegen noch auf dem Weg, in Form von nicht-greifbarem Wissen oder bei Kreativität und Empathie. Hat die selbstlernende Software AlphaGo Freude verspürt, als sie den Go-Meister geschlagen hat?
Die Begeisterung von Bláha für KI übertrug sich auf die Hörerschaft. Bei der anschließenden Diskussionsrunde kamen viele Fragen nach dem beruflichen Einstieg in das Thema. Bláha empfahl, mit Neugier und Unbefangenheit mit KI zu spielen und verwies auf lebenslanges Lernen und lebenslange Neugier.
„The Singularity is near!“Jaroslav Bláha
Jaroslav Bláha (links) und Prof. Dr. Joachim Sauer (rechts)