Was wie klingt wie ein typischer US-Film einer Elite-Uni, ist an sog. Summer Schools Alltag. Eine davon ist ESSLLI, die in diesem Sommer in Sofia, Bulgarien zu den Themen Logik, Sprache und Informatik stattfand. Ein Erfahrungsbericht eines Teilnehmers von der NORDAKADEMIE.
European Summer School in Logik, Language and Information (ESSLLI) 2018 in Sofia, Bulgarien
Die Eröffnungsfeier (Reception) am 06. August konnte sich sehen lassen: Im nationalen Geschichtsmuseum Sofias wurden die Teilnehmer ESSLLIs vom Kultusministerium und den Organisatoren zum Anstoßsekt und Canapés begrüßt. So formal ging es in der Zeit vom 06. August bis zum 17. August in Sofia jedoch längst nicht immer zu.
Im Hauptgebäude der alten und sehr schönen Sofioter Universität „Hl. Kliment Ohridski“, der Universität Sofia, tummelten sich nicht nur renommierte Wissenschaftler und Professoren, sondern Interessierte aller Couleur. Auch Erstis aus Bachelorstudiengängen, Auszubildende und Berufstätige waren herzlich willkommen.
Auf vier den sog. Tracks ‚Language and Logic‘, ‚Logic and Computation‘, ‚Language and Computation‘ und ‚Workshops‘ gab es jeden Werktag von 09:00 Uhr bis gar 20:00 Uhr spannenden Vorträge, Seminare, Diskussionsrunden und Hands-On Workshops von teils sehr renommierten Dozenten wie Judith Tonhauser der Ohio State University oder Jan Odijk von der University of Utrecht. Unter den ESSLLI-Teilnehmern fanden sich Philosophen, Statistiker, Informatiker, Computerlinguisten oder Philologen, um das sehr aktuelle Feld der natürlichen Sprachverarbeitung (engl. Natural Language Processing) und dem Zusammenhang aus natürlicher Sprache und Mathematik gerecht zu werden. Zu den angebotenen Kursen zählten unter anderem ‚Logics with Probability Operators‘, ‘Meaning, Prosody and Commitment’ oder ‘Distributional Semantics – A Practical Introduction’. Alle Angebote wurden einem Kenntnisstand von Anfänger, über Fortgeschrittene bis hin zu sehr erfahrenen Profis des Gebiets gegliedert, sodass für jeden Kenntnissstand gesorgt war.
Freizeit und Kultur kamen nicht zu kurz
Natürlich darf auf einer Summer School auch das Freizeitangebot und die Möglichkeit, wissenschaftlich zu netzwerken, nicht zu kurz kommen. Zum einen wurden dafür großzügige Kaffeepausen mit einer reichen Auswahl an Gebäcken und Köstlichkeiten angeboten, ehe man zu weiteren Kursen wechselte. Auch das gemeinsame Mittagessen wurde organisiert, sodass man in Heerscharen die Lokale aufsuchte uns ich lange unterhielt.
Die Hauptstadt Bulgariens, Sofia, hat ferner kulturell sehr viel zu bieten. Als eine der bekanntesten Städte für religiöses Miteinander finden sich orthodoxe, christliche und muslimische Gotteshäuser direkt nebeneinander. Beeindruckende Sakralbauten wie der bildschönen Russische Kirche Sweti Nikolaj und der weltberühmten Alexander-Newski-Kathedrale säumen die Straßen der Stadt. Daneben bietet die Free-Sofia-Tour gratis Rundgänge und Erklärungen zu den vielen historischen Bauten, die Berge rundum laden zum Klettern ein und auch das Nachtleben hat sich in der Stadt etabliert.
Zu jeder Summer School (und zumeist wissenschaftlichen Konferenzen) gehören sog. Social Events und manchmal auch Exkursionen. Neben der Reception im nationalen Geschichtsmuseum ging es bei weiteren Social Events auf die ESSLLI Party im angesagten Club Terminal 1, stilecht mit Jazz-Band auf der Bühne, mehrere Lecturer’s Dinner und einem traditionellen Fußball-Match. Die Exkursionen führten Teilnehmer nach Plovdiv, der europäischen Kulturhauptstadt 2019 und in die das Rila Kloster. Plovdiv wurde bereits im 6. Jhdt. gegründet und gilt als eine der ältesten Siedlungen Europas. Beachtlich ist vor allem die gute Erhaltung antiker Stätten und der Erhalt einer historischen Altstadt. Das Rila Kloster ist ca. 117 km von Sofia entfernt und ist das größte und älteste orthodoxe Kloster Bulgariens, erbaut im 10. Jhdt. Beide Exkursionen waren begleitet von guten Touristenführern und herrlichem Wetter.
Vorträge sind zweitrangig: Wichtiger ist wissenschaftliche Kollaboration – auch schon für Bachelorstudierende
Auch wenn die Vorträge für jeden Kenntnissstand viel ‚Futter‘ boten und die Teilnehmer in den zwei Wochen vom 06. bis zum 17. August viel lernen konnten, steht bei jeder Konferenz und Sommer School vor allem das wissenschaftliche Netzwerken im Fokus. Aus jeder Begegnung, jeder Kaffeepause und jeder gemeinsamen Unternehmung könnten Gespräche entstehen, die zu späterer Forschungskollaboration und gemeinsamen Publikationen führt.
Auch die NORDAKADEMIE wird als Hochschule immer forschungsstärker und etabliert sich unter den ‚Big Playern‘ der Wissenschaft. Bereits Studierende haben die Möglichkeit, an solchen Summer Schools teilzunehmen, Kontakte zu knüpfen und letztlich – auch mithilfe der NORDAKADEMIE Stiftung zur Forschungsförderung – eigene Forschungsprojekte auf die Beine zu stellen.
Das Beste an der Summer School ist letztlich auch der unschlagbare Preis von nur 350€ für zwei Wochen, sowie den Exkursionen für je nur 30€. Auch Unterkünfte in der Stadt fallen kostengünstig aus, sowie die Lebenshaltungskosten generell. Ob Professor oder Bachelorstudent: Für jeden kann eine solche Summer School ein lohnenswerter Besuch sein.
Fragen zur Thematik können an Dirk Johannßen gestellt werden.