Unsere Studierenden haben die Online-Lehrveranstaltungen von Prof. Dr. Bahne Christiansen in Evaluationen hoch gelobt. Das möchten wir gerne zum Anlass nehmen, um mit ihm über das Thema Online-Lehre zu sprechen und zu erfahren, worauf er bei der Konzeption didaktisch und inhaltlich achtet.
Bevor wir thematisch einsteigen, stellen Sie sich doch bitte kurz vor. Wer sind Sie und was machen Sie an der NORDAKADEMIE?
Ich bin seit 2015 als Professor für Mathematik bei der NORDAKADEMIE an Bord. Zuvor habe ich einige Jahre im IT-Projektgeschäft eines großen Versicherungsunternehmens gearbeitet, nachdem ich an der Universität Münster in Angewandter Mathematik promoviert habe.
Wie sind Sie bei der Umstellung auf Online-Lehre vorgegangen?
Wir mussten im März bekanntlich ohne großen Vorlauf auf Online-Lehre umstellen. Mir spielte dabei in die Karten, dass ich auch im Präsenzunterricht gern digital unterwegs bin: Vorlesungsfolien werden auf dem iPad beschriftet und per AirPlay auf unsere Smartboards übertragen. Mittels geeigneter Software lassen sich zudem mathematische Zusammenhänge anschaulich visualisieren. Für Übungsaufgaben setze ich eine Smartphone-App ein. Diesen „Medien-Mix“ konnte ich vollständig mit in die Online-Lehre übernehmen.
Wie konzipieren Sie eine Online-Lehrveranstaltung?
Ich hatte im vergangenen Semester zwei unterschiedliche Vorlesungen und habe zwei unterschiedliche Konzepte eingesetzt. Die eine Vorlesung lief als synchrone Live-Lehre, vom Ablauf her also kaum ein Unterschied zur regulären Präsenzlehre – nur eben online. Die andere Vorlesung habe ich zusammen mit unserem Nebenamtler Prof. Dr. Grätsch im Inverted-Classroom-Format vorbereitet und durchgeführt: Die Studierenden haben von uns über Moodle wöchentlich selbst produzierte Vorlesungsvideos sowie begleitendes Übungsmaterial erhalten. In der Folgewoche wurde dann im Rahmen von Online-Sprechstunden über die Themen der letzten Videos diskutiert, Übungsaufgaben gelöst und offene Fragen geklärt. Das kam bei den Studierenden sehr gut an. Sie sind bei diesem Konzept zeitlich flexibler und können sich bei Bedarf in der unmittelbaren Klausurvorbereitung einzelne Videos erneut ansehen. Diesen Vorteilen steht als vermeintlicher Nachteil die größere Eigenverantwortung der Studierenden gegenüber, die ein Stück weit selbst entscheiden müssen, wann sie sich wie intensiv mit welchen Themen beschäftigen.
Welche Tools und Konzepte nutzen Sie für die Interaktion zwischen den Studierenden?
Auch wenn in einer Mathematikvorlesung der Informationsfluss hauptsächlich vom Dozenten zu den Studierenden ausgerichtet ist und der Unterricht weniger als in anderen Fächern von Gruppendiskussionen und Interaktion unter den Studierenden geprägt ist, habe ich für integrierte Übungsaufgaben die Studierenden regelmäßig in Kleingruppen arbeiten lassen. Zur Aktivierung der Teilnehmer hat sich zudem der Einsatz von Umfragen bewährt: Beim Studierenden öffnet sich während der Vorlesung häufig ein Fenster mit einer Multiple Choice-Frage zu dem gerade erklärten Thema.
Was kann man aus Sicht des Dozierenden tun, um die Konzentration bei den Studierenden aufrecht zu erhalten?
Dazu zählen die bereits erwähnten Umfragen und die integrierten Übungsaufgaben. Außerdem sind regelmäßige Pausen natürlich wichtig, insbesondere bei unserem ganztägigen Blockunterricht im Master. Auch wir Dozenten schlüpfen ja immer mal wieder in die Rolle des Zuhörers – sei es auf Konferenzen, Arbeitskreisen oder Fortbildungen – und wissen gut, dass es viel ermüdender ist, konzentriert zuzuhören als selbst etwas zu erklären.
Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen Online- und Präsenzlehre aus Ihrer Sicht und wie gehen Sie damit um?
In der Online-Lehre fehlt die nonverbale Kommunikation. Wenn man im Seminarraum nach einer Erläuterung in ratlose Gesichter blickt, weiß man, dass man noch einmal neu ansetzen sollte. Online ist man auf aktive Rückmeldungen der Teilnehmer angewiesen. Bleiben diese Rückmeldungen aus, ist eine Möglichkeit, sich als Dozent über kleinere Multiple-Choice-Verständnisfragen einen Überblick zu verschaffen, ob der Großteil der Zuhörer noch am Ball ist.
Bahne Christiansen während einer Online-Lehrveranstaltung
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Learnings aus der Umstellung von Präsenz- auf Onlinelehre?
Durch die technischen Möglichkeiten im E-Learning-Umfeld ist Online-Lehre nahezu ohne Qualitätsverlust gegenüber der Präsenzlehre möglich. Studierende schätzen zudem das effiziente Arbeiten von zu Hause aus, vermissen auf der anderen Seite aber das Miteinander auf dem Campus. Möchte man nach der Vorlesung oder zur Klausurvorbereitung gemeinsam lernen, ist allerdings auch das in virtuellen Räumen problemlos möglich.
Was macht Sie zum Problemlöser an der NORDAKADEMIE?
In der Mathematik geht es oft darum, den Kern eines Problems zu identifizieren, um anschließend passende Methoden zur Lösung des Problems anwenden zu können. Das dafür notwendige Abstraktionsvermögen ist auch im beruflichen Alltag wertvoll. Insofern tragen wir Mathedozenten täglich zur Problemlösungskompetenz unserer Absolventen bei.
Wie und in welchen Bereichen bilden Sie sich weiter?
Nach meinem Einstieg an der NORDAKADEMIE habe ich das Thema digitale Lehre für mich entdeckt, bin über Arbeitsgruppen mit anderen Hochschulen vernetzt und tausche mich auf Konferenzen zum Thema aus. Zudem steht natürlich auch die Welt der Mathematik nicht still: Für statistische Verfahren gibt es durch die aktuellen Entwicklungen im Bereich „Data Science“ spannende neue Einsatzmöglichkeiten. Ich bin an der inhaltlichen Ausarbeitung unseres neuen Masterstudiengangs „Applied Data Science“ beteiligt und lerne auf diesem Gebiet derzeit selbst viel Neues dazu. Die Zielgruppe dieses Studiengangs sind Personen, die für ihre aktuelle oder zukünftige berufliche Tätigkeit Know-How beim analytischen Umgang mit Daten aufbauen möchten. Ein Bachelorstudium in Mathematik oder Informatik wird dabei explizit nicht vorausgesetzt.
Was gefällt Ihnen an der NORDAKADEMIE besonders gut?
Ich habe an einer staatlichen Universität mit großen, oft überfüllten Hörsälen studiert. Dagegen sind die Arbeitsbedingungen in Elmshorn und im Dockland für die Studierenden traumhaft. Zudem empfinde ich es als Privileg, unsere zielstrebige und motivierte Studierendenschaft unterrichten zu dürfen. Man absolviert vermutlich kein aufwändiges Auswahlverfahren und lässt sich auf ein zeitaufwändiges duales Studium ein, wenn man nicht ein gewisses Maß an Ehrgeiz und Motivation mitbringt.
Wir helfen gerne persönlich weiter: