Stellen Sie sich bitte kurz vor. Was ist ihr Hintergrund und wie sind Sie zur NORDAKADEMIE gekommen?
Ich bin Professorin für Wirtschaftspanisch an der NORDAKADEMIE seit 2011. Seit 2008 leite ich das Fachgebiet Spanisch. An der NORDAKADEMIE bin ich seit 2003 tätig.
Was gefällt Ihnen an der NORDAKADEMIE besonders gut?
Mir bereitet nach wie vor viel Freude, mit den Studierenden zu arbeiten. Insbesondere zu sehen, wie sie sich in den Semestern, die sie bei uns sind, als verantwortungsvolle Erwachsene entwickeln. Darüber hinaus finde ich den Austausch mit den anderen Sprachkolleginnen und –Kollegen sehr bereichernd. Ich kann von ihnen immer wieder etwas Neues in den unterschiedlichsten Bereichen unserer Arbeit lernen und so kann ich mich beruflich weiterentwickeln.
Mit Frau Essenwanger arbeiten Sie derzeit an einem gemeinsamen Beitrag für die kommende NORDBLICK-Ausgabe, in dem es um den Einsatz von Zoom und Moodle im Fachgebiet Spanisch gehen soll. Können Sie kurz zusammenfassen, woran Sie gerade arbeiten?
Das COVID-19-Coronavirus und die Pandemie, die es mit sich gebracht hat, stellen neue Herausforderungen in jeder Hinsicht unseres Lebens und auch in unserem akademischen Leben. Seit April 2020 finden deswegen sämtliche Vorlesungen und Lehrveranstaltungen in den Bachelorstudiengängen an der NORDAKADEMIE online statt. Dies war für uns Dozenten und auch für die Studierenden eine Umstellung, die wir so bis dahin nicht kannten.
Sobald wir die Information von der Hochschulleitung erhielten, dass das kommende Semester online starten sollte, begann das Fachgebiet Spanisch mit den 9 Dozenten, die das Spanischkollegium bilden, sich zu mobilisieren, um das kommenden Semester so gut wie möglich vorzubereiten.
Nachdem die Spanischlehrveranstaltungen losgingen, entschieden wir, zu überprüfen, wie effektiv der Einsatz von Zoom und Moodle in den Spanischlehrveranstaltungen gewesen ist, um den Lernprozess unserer Studierenden, der im 1. Semester anfing, in ausschließlich Online-Lehrszenarien fortzusetzen. Um diese Information zu ermitteln, bereiteten wir einen Fragenbogen in Moodle vor, der von Studierenden des Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen und International Business während der Spanischvorlesungszeit ausgefüllt wurde. Für den Fragebogen erarbeiten wir Fragen, die uns erlaubten, sowohl quantitative als auch qualitative Daten zu erheben.
Und zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?
Die Analyse der gesammelten Daten zeigt eine sehr positive Akzeptanz der Implementierung beider Tools, Zoom und Moodle, im Spanischunterricht während des Lockdowns. Die Studierenden sind von der Effektivität von Zoom und Moodle im Spanischunterricht überzeugt. Ebenso sind praktisch alle Befragten der Ansicht, dass es ihnen im zweiten Semester ihres Studiums möglich war, den im ersten Semester ihres Studiums begonnenen Lernprozess fortzusetzen. Einige Studierende betonen sogar, dass Online-Lernen effektiver war als Präsenz-Lernen.
Wir konnten feststellen, dass diejenige Studierenden, die im 1. Semester Spanisch mit der Blended-Learning-Methode gelernt haben, die wir im Fachgebiet Spanisch an der NORDAKADEMIE in den letzten 10 Jahren entwickelt haben, einen höheren Prozentsatz an Zufriedenheit mit der Verwendung beider Tools aufweisen als diejenigen Studierende, deren erste Online-Erfahrung beim Spanischlernen infolge der Lockdownsbeschränkungen stattgefunden hat. Dies entspricht zweifellos der Erfahrung beider Dozentinnen im Online-Unterricht, die im zweiten Semester die Kurse dieser Studierenden übernommen haben.
Haben Sie schon vor Corona zum Einsatz von E-Learning in der Lehre gearbeitet oder wurde die Forschung durch die aktuelle Pandemie-Situation bedingt? Was hat sich ggfs. durch Corona geändert (vorher/nachher)?
Unser Forschungsvorhaben ist tatsächlich das Blended Learning im Fremdsprachenunterricht. Wir arbeiten in diesem Bereich seit 2010 und haben mehrere Artikel darüber veröffentlicht. Im Laufe dieser Zeit haben wir ein ganzes Blended-Learning-Konzept für das Fachgebiet Spanisch entwickelt, mit dem unsere Studierenden erfolgreich Spanisch lernen.
Was hilft beim Lernen einer Fremdsprache? Gibt es Lerntechniken oder Vorgehensweisen, die Sie empfehlen würden?
Am besten lernt man –nicht nur Fremdsprachen- mit anderen Lernenden zusammen: miteinander und voneinander. Aber damit effektives Lernen stattfinden kann, muss der Dozent die Rolle des Lernbegleiters übernehmen, während der Studierende Lernkultur entwickelt muss, in der Selbstlernkompetenz und Selbstlerndisziplin notwendig sind.
Warum sollten unsere Studierenden Spanisch lernen?
Weil „nur“ Englisch als einzige Fremdsprache, die eine Person in der globalisierten Welt beherrscht, nicht genug ist. Jeder, der in Spanien oder Lateinamerika gearbeitet hat und eine minimale interkulturelle Kompetenz besitzt, hat gemerkt, dass er nicht sehr weit mit seinem Englisch kommen kann. Nicht, weil die Leute dort kein Englisch sprechen, sondern weil, bevor jemand mit einem Geschäft beginnt, am besten und im Vorfeld eine persönliche Beziehung mit dem Geschäftspartner aufbauen. Diese gelingt am besten durch die Beherrschung der Muttersprache des Partners.
Was ist die Zielsetzung des Fachbereichs, den Sie verantworten?
Dass unsere Studierenden, sich in einer spanischsprechenden Geschäftswelt zurechtfinden. Dafür ist sicherlich wichtig, dass sie die Sprache lernen, aber auch, dass sie die kulturellen Unterschiede verstehen und akzeptieren. Die interkulturelle Kompetenz zu erlangen ist unverzichtbare Voraussetzung, damit Geschäfte mit ausländischen Partnern erfolgreich abgeschlossen werden können.
Was macht Sie zum Problemlöser an der NORDAKADEMIE?
Meine Gewohnheit, über die Prozesse meiner Tätigkeit immer wieder zu reflektieren. Dadurch erkenne ich, was ich behalte und was ich verbessern möchte.
Was unterscheidet das Angebot der NORDAKADEMIE von den Angeboten anderer Hochschulen?
Auf jedem Fall, dass nicht nur Englisch, sondern auch andere weltwichtige Sprachen wie Französisch und Spanisch im Studium eine Rolle spielen.
Lifelong Learning bedeutet für Sie…?
Heutzutage müssen wir unsere Fertigkeiten und Kompetenzen während unseres gesamten Lebens weiterentwickeln, auf einer Seite, um persönlich aktiv an der Gesellschaft teilhaben zu können und auf der anderen zum Erhalt unserer Beschäftigungsfähigkeit in einer im ständigen Wandel befindlichen Arbeitswelt. Meine persönliche Strategie ist in diesem Sinne, über sämtliche Arbeitsprozesse zu reflektieren: was ist gut gelaufen? was kann verbessern werden? was kann ich behalten? was muss ich ändern? Für das, was geändert werden muss, muss ich manchmal Wege einschlagen, die ich noch nicht beschritten habe.
Riskieren Sie den Blick über den Tellerrand? Wie und in welchen Bereichen bilden Sie sich weiter?
Momentan bin ich sehr daran interessiert, die Frage zu beantworten, wie soll eine Prüfung aussehen, die das Distance learning wiederspiegelt. Was meiner Meinung nach verrückt ist, ist neue Wege bezüglich des Lernprozesses einzuschlagen aber weiter hin die Leistung unserer Studierenden durch alte Prüfungsformen zu bewerten. Momentan und mit Hilfe der Portfolioprüfung für die Sprachen, versuche ich, eine individuelle Beurteilung der Produktionen der Studierenden durchzuführen, mit laufenden Rückmeldungen, die ihnen hilft, über ihr eigenes Produkt zu reflektieren. In der Fachliteratur kennt man das als Formative Assessment. Formative Assessment hat Auswirkungen auf die Form der Leistungsbewertung, die Feedbackkultur, die Lehrerrolle und das individualisierte Lernen.
Es sind noch Fragen offen?
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