Was unterrichten Sie an der NORDAKADEMIE?
Als Informatiker mit technischem Hintergrund lehre ich vor allem die Vorlesungen, die die technischen Aspekte der Informatik betreffen. Insbesondere sind dies technische Grundlagen der Informatik, mit Themen wie bspw. Digitaltechnik und Betriebssystemarchitekturen, aber auch weitergehende Fragestellungen, wie bspw. Virtualisierung als Grundlage des Cloud-Computings oder Fragen der IT-Sicherheit.
Wie sieht Ihr beruflicher Hintergrund aus?
Ich bin technischer Informatiker mit Leib und Seele. Viele Jahre habe ich im Bereich der Linux-Kernel-Entwicklung, vor allem in der Treiberentwicklung gearbeitet. In den letzten Jahren habe ich in diesem Umfeld die Betriebssystementwicklung eines großen amerikanischen Netzwerkgeräte-Herstellers vorangetrieben.
Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Fragen, die sich gegenwärtig in Ihrem Fachgebiet stellen? Woran forschen/arbeiten Sie derzeit?
Die Informatik ist stetigen Neuerungen unterworfen. Vor allem die immer breitere Nutzung in allen Lebensbereichen verursacht eine ganze Reihe von Fragestellungen, die sich auch auf die technische Ebene auswirken. Je stärker wir von technischen Systemen abhängen, desto mehr stellt sich die Frage, wie wir sicherstellen können, dass die Geräte immer verlässlich funktionieren? Die technische Informatik kann hier durch Maßnahmen, wie bspw. Redundanz unterstützen. Mit der immer stärkeren Digitalisierung geht auch die Notwendigkeit der besseren Skalierbarkeit von Systemen einher, denn nur skalierbare Systeme können steigende Lasten verarbeiten. Hier bieten Virtualisierungstechnologien einen Ansatz. Virtualisierung zur Erhöhung der Skalierbarkeit und Energieeffizienz ist ein Forschungsbereich, in dem ich intensiv geforscht habe.
Was sind die Kerninhalte des neuen dualen Bachelorstudiengangs Technische Informatik/Digital Engineering, den die NORDAKADEMIE ab Oktober 2021 anbieten möchte?
Die Ausbildung im Studiengang Technische Informatik/Digital Engineering wird Studierende in die Lage versetzen, Systeme zu konzipieren und zu erstellen, die eine Kombination aus Hard- und Software bilden und für spezifische Einsatzzwecke in ihre Einsatzumgebung eingebettet werden. Dabei kann es sich um Systeme zur Maschinensteuerung, wie zum Beispiel beim Einsatz im Bereich Industrie 4.0 handeln, aber auch um Systeme, die den Anwender im seiner Lebens- oder Arbeitsumgebung unterstützen. Gebäudeautomationssysteme sind ein solches Beispiel. Gerade diese beiden Beispiele zeigen, dass solche eingebetteten Systeme heute nicht mehr wirklich autark funktionieren, sondern immer auch untereinander kommunizieren müssen und häufig sogar mit einer Serverinfrastruktur zusammenarbeiten müssen. Anwender möchten ihre Gebäudeautomation schließlich auch online steuern. Entsprechend wird das Thema der Kommunikation und Infrastruktur neben der Ausbildung im Bereich der Hard- und Softwareentwicklung einen wichtigen Anteil in der Ausbildung an der NORDAKADEMIE darstellen.
Werden auch die Kooperationsunternehmen der NORDAKADEMIE in den Entwicklungsprozess mit einbezogen und wenn ja, wie?
Die NORDAKADMIE als die Hochschule der Wirtschaft sieht es als wesentliche Aufgabe die Interessen der Unternehmen in der Ausbildung zu berücksichtigen. Im Januar haben wir daher einen ersten sehr erfolgreichen Round-Table mit verschiedenen Vertretern der Industrie durchgeführt, um deren Meinungen und Ideen für den neuen Studiengang aufzunehmen. Insgesamt waren 21 Teilnehmer aus 10 Unternehmen anwesend, die in intensiven Gesprächen konkrete Studieninhalte diskutiert haben.
An wen richtet sich der neue Studiengang insbesondere?
Ich selbst war ein Student, der immer genau wissen wollte, wie Computer funktionieren. Es hat mir nicht gereicht, ein Programm in einer Hochsprache, wie Java zu schreiben. Ich wollte verstehen, wie und warum die Ausführung funktioniert. Der Studiengang Technische Informatik / IT-Engineering richtet sich genau an solche Studierende, die die Technik hinter Computern und Netzwerken verstehen und mitgestalten möchten. Man arbeitet also sehr eng an der Schnittstelle zur Hardware und entwickelt die dafür notwendige Software.
Inwiefern unterscheidet er sich vom dualen Bachelorstudiengang Angewandte Informatik? Wie ist er in Abgrenzung zum dualen Bachelorstudium Wirtschaftsingenieurwesen zu sehen?
Die Technische Informatik schließt die Lücke zwischen der Ausbildung der Angewandten Informatik und dem Wirtschaftsingenieurwesen. Während die Studierenden der Angewandten Informatik vor allem betriebliche Anwendungssysteme konzipieren und implementieren, entwickeln die Studierenden des Wirtschaftsingenieurwesens Hardwaresysteme. Das Ziel der Technischen Informatik ist es, die Software zu entwickeln, die die Hardware kontrolliert und über eine geeignete Schnittstelle für die Anwendungsschicht verfügbar macht.
Die NORDAKADEMIE hat über 20 Jahre Erfahrung in der unternehmensnahen Ausbildung von Studierenden. Insbesondere der Studiengang Technische Informatik, der die Praxisnähe durch die Integration zahlreicher Laborpraktika fokussiert, wird für die Unternehmen Mitarbeiter schaffen, die die Interna der IT-Systeme verstehen und entsprechend optimieren können. Was den Studiengang der Technischen Informatik an der NORDAKADEMIE von vielen anderen Studiengängen in diesem Umfeld abhebt, ist, dass wir den Studierenden auch systemübergreifende Kompetenzen lehren werden, d. h. auch Infrastrukturthemen sind Teil der Ausbildung.
#Lernen,dierichtigenFragenzustellen: Welche Berufsperspektiven haben Absolventen des neuen Studiengangs?
Technische Informatiker werden überall da gesucht, wo ein Verständnis von Hardware notwendig ist, um systemnahe Software zu entwickeln, zu untersuchen oder zu optimieren. Dies ist beispielsweise im Bereich der Entwicklung eingebetteter Systeme und der Entwicklung von Steuerungssystemen z. B. für Produktionsmaschinen, Kraftfahrzeugen, Medizintechnik o. ä. der Fall. Auch in Bereichen der IT-Sicherheit ist ein gutes Verständnis der Hardware erforderlich, ebenso kann dies bei der Fehlersuche in komplexen IT-Systemen, z. B. bei der Administration von IT-Systemen hilfreich sein. Die relative Breite der Ausbildung eröffnet zahlreiche spannende Berufsfelder.
Was macht die NORDAKADEMIE mit ihrem neuen Studienangebot Ihrer Meinung nach besonders im Vergleich zu anderen Hochschulen mit ähnlichen Angeboten?
Heutige eingebettete Systeme können nicht mehr als autark und losgelöst von anderen Systemen betrachtet werden. Kommunikation und skalierbare Infrastruktursysteme sind in vielen Anwendungsfeldern notwendig, um die Einzelsysteme zu managen und zusätzlichen Mehrwert zu generieren. Eine Besonderheit des Studiengangs der NORDAKADEMIE ist, dass auch diese Themenstellung neben der Entwicklung von Kompetenzen im Hard- und Software-Umfeld adressiert wird.
Was ist Ihrer Erfahrung nach das Wichtigste/der beste Rat, den Sie Ihren Studierenden mit auf den Weg geben möchten?
Seien Sie neugierig!