Die NORDAKADEMIE bietet ihren Masterstudierenden die Teilnahme an sogenannten International Weeks an, um vor Ort interkulturelle Erfahrungen zu sammeln. Im März ging es erstmals auf Rundreise nach Indien. David Petersen studiert im MBA-Programm und beschreibt die Eindrücke und Erlebnisse auf dieser zweiwöchigen Studienreise.
Was man in Deutschland mit Indien assoziiert: Ein dreckiges, unstrukturiertes, armes Schwellenland voller Müllberge und Gefahren wie Malaria, Tollwut oder japanischer Enzephalitis. Ein feucht-heißes, unangenehmes Klima sowie Menschen, die auf den Straßen leben. Warum sollte man dort hinreisen?
Die 17 Studierenden aus verschiedenen Masterstudiengängen der NORDAKADEMIE und Professor Gerd Schmidt, Studiengangsleiter im MBA-Programm, sowie Tabea Rohm aus dem Studiengangsmanagement durften bei ihrer Studienreise im März 2023 ein anderes, sehr beeindruckendes Bild von Indien gewinnen. Abgeflogen im Hamburger Schneetreiben war die Ankunft im milden Neu-Delhi mit Blumenkränzen fremd und doch herzlich. In 15 Tagen wurde die Gruppe von Neu-Delhi im Norden über Agra, Ahmedabad, Surat bis Goa im Westen von einer exzellenten Reiseorganisation durch die mitreisenden Tourguides Shriyansh und Chirag täglich neu überrascht.
Zu Beginn der Reise erkundeten die Teilnehmenden die indische Kultur und Geschichte. Dazu gehörte eine der Entstehungsstätten des heutigen Indiens, das Rote Fort, und die alte Stadtmauer zwischen Alt-Delhi und Neu-Delhi, das Parlamentsgebäude, Märkte und das Taj Mahal in Agra sowie die Einheitsstatue in Gujarat. Indien präsentierte sich wie ein nicht enden wollendes Wimmelbuch: An jeder Stelle exotische Eindrücke.
Einblicke in indische kleine und mittelgroße Unternehmen sowie Konzerne
Die darauffolgenden Firmenbesuche boten den Studierenden der verschiedenen Masterstudiengänge (MBA, Applied Data Science, Wirtschaftsingenieurwesen, Angewandte Informatik/Software Engineering, Marketing and Sales Management, Wirtschaftsinformatik/IT-Management) sehr tiefe Einblicke in kleine und mittelgroße Unternehmen sowie Konzerne von Weltruf. Besucht wurden unter anderem:
- OV Overseas - Schuhproduktion für europäische Hersteller (u. a. für die Spitaler Straße in Hamburg) als eine der unzähligen kleinen Zellen, die das Fundament der indischen Wirtschaft darstellen
- UFlex Ltd. - Indiens größter Verpackungshersteller
- Parle Products Pvt. Ltd. – weltgrößter Keks-Produzent, der allein für den indischen Markt täglich ca. 7.200 Tonnen eines speziellen Keks (Parle-G) herstellt und dafür u. a. einen Backofen mit 100 Meter Gesamtlänge betreibt
- Zydus Wellness Ltd. - ein Nahrungsergänzungsmittelhersteller
- Zydus Lifesciences Ltd. - ein high-tech-Pharmakonzern mit Zulassung für den amerikanischen Medikamentenmarkt
- EDII - ein Inkubations- und Beschleunigungs-Center für Start-ups als Zusammenschluss verschiedener Ministerien und der Wissenschaft
- Amul - die allgegenwärtige Milchgenossenschaft Indiens mit 70 % Marktanteil bei den 1,4 Mrd. Konsumenten im Inland
- Adani Hazira Port Pvt. Ltd. – der Hafen von Surat, ein wichtiger Umschlagplatz von Rohstoffen und Containerfracht
- Atul Ltd. - ein Chemiekonzern - und Atul Colony – ein von Atul aufgebauter Stadtteil mit Schulen und einem Gesundheitszentrum
- SRK Pvt. Ltd. – die Diamantenschleiferei des self-made-Milliardärs Govind Dholakia in Surat, dem weltweiten Zentrum der Diamantverarbeitung (92 % Weltmarktanteil)
- verschiedene Webereien und Stoffproduzenten in Ahmedabad
- Dream City – der weltgrößte Bürokomplex für 65.000 Mitarbeitende, dessen Flächen sogar die des Pentagons übersteigen
- das Taj Hotel in Goa - zugehörig zur TATA-Gruppe (935 Tsd. Angestellte, mit den weiteren Geschäftsfeldern Stahl, PKW, Chemie, Energie und Beratung)
Besonders viel Mühe und Zeit für die Studiengruppe haben sich die Firmen Atul, Zydus, UFlex und die Vereinigung der Textilwirtschaft von Ahmedabad genommen. Zu jedem Firmenbesuch gehörten gemeinsame Essen und Gastgeschenke genauso wie tiefe Einblicke in Businessdetails dazu. Selten wurde eine Frage der „Delegates of NORDAKADEMIE University“ offengelassen
Gastfreundliches Indien
In Indien ist der Gast König. Die Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit gehören zum Mindset, ebenso wie die optimistische und positive Lebenseinstellung. Durch die britische Vergangenheit ist der Kontakt mit den meisten Indern durch die englische Sprache einfach. Viele Inder sind stolz auf ihr Land und was sie dazu beitragen. Dieser „Drive“ wirkt auf einen Europäer schon beängstigend. Die „kinetische Energie“ auf dem Weg zu besseren Lebensbedingungen und größerem Wohlstand in dieser Gesellschaft ist gigantisch. Ein ausgebautes 5G-Netz sorgt allerorts für einen hervorragenden Mobilfunk-Empfang bei extrem günstigen Nutzungsgebühren.
Die gesellschaftliche Schere in Indien ist groß
Die Armut sieht man überall und wenige Meter daneben trifft man einen ca. 52 Mrd.-USD-schweren Diamantenproduzenten. Das Land hofft durch ein Ein-Kind-Gesetz in den nächsten Jahren, bei einer Bevölkerungsgröße von ca. 1,5 Mrd. Bürgern mit dem Bevölkerungswachstum aufzuhören. Die meisten Firmen versuchen, mit dem Bevölkerungswachstum mitzuhalten und erleben alleine dadurch ein 12%iges Wachstum. Für Export bleiben keine Kapazitäten übrig, dieser wird aber dadurch heute auch nicht als notwendig betrachtet. Firmen sind bei Gewinnen verpflichtet, Teile des Gewinns für soziale Zwecke zu investieren und somit der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Deutlich wurde, dass Indien als aufstrebende Wirtschaftsmacht mindestens ernst zu nehmen ist.
Das eine Indien gibt es nicht
Durch den Kontakt zu einem lokalen Reiseveranstalter hat die NORDAKADEMIE einen sehr guten Organisator für die Studienreise gefunden. Über zwei Wochen Reise gab es keinerlei Beeinträchtigungen oder gar Beschwerden, jede Frage wurde beantwortet und jeder Bitte bestmöglich nachgegangen. Ganz nach dem Motto „Shri regelt das!“ konnten sich die Studierenden ganz darauf konzentrieren, die Eindrücke bestmöglich wahrzunehmen. Es fehlte nie an sterilen Wasserflaschen, das Essen war lecker, (für indische Verhältnisse) mild und stets sehr schmackhaft. Im Bundesstaat Gujarat waren allerdings weder Fleisch noch Alkohol erlaubt - auch das gehört zur indischen Kultur. Mit jedem Ortswechsel in Richtung Süden stieg die Schärfe des Essens dann an.
Das eine Indien gibt es nicht. Es gibt vielmehr 22 verschiedene Sprachen mit 1.600 Dialekten, unzählige Speisen, Landschaften und Kulturen. Und Indien ruht nie. Selbst nachts um vier werden den Studierenden maßgeschneiderte Anzüge ins Hotel zugestellt.
Die mit Indien assoziierten Befürchtungen? – Weg!
Mit jedem Tag der intensiv durchgeplanten Reise gewinnt die Studiengruppe ein farbenfroheres und beeindruckenderes Bild von Indien. Die Extreme sind überwältigend: Farben, Gerüche, Reichtum, Armut, Smog, Verkehr, Hupen, Leistungsfähigkeit, Demut, Gastfreundlichkeit, Entfernungen – all das war intensiver als wir es erwarteten.
Vielen Dank an das Organisationsteam für diese beeindruckende Studienreise
Die Studierenden möchten sich bei Professor Schmidt, Frau Rohm und den Tourguides vor Ort herzlich für die rundherum gelungene Studienreise bedanken.
PS: Hier gelangen Sie zum Video zur Studienreise mit tollen Bildern!